Wie Achtsamkeit den Alltag mit deinem Hund verändert.

Achtsamkeit mit Hund

Foto: Johanna Passon

Ist der Spaziergang mit deinem Hund für dich ein Todo geworden, das zum Alltag nunmal so dazu gehört? Muss ja gemacht werden, genauso wie das Einkaufen, Essen kochen, Putzen usw.? Irgendwie geht es im Einheitsbrei des täglichen Alltags unter. Dabei wolltest du doch einen Hund als Ausgleich und Entspannung zu genau diesem Alltag. Eine entspannte und schöne gemeinsame Zeit. Vielleicht tauchen dagegen tatsächlich eher Probleme wie Jagen oder nicht ganz so entspannte Hundebegegnungen auf. Oder ihr lauft einfach so nebeneinander her und habt die Verbindung zu einander verloren. Du bist in Gedanken damit beschäftige deinen Alltag zu planen und dein Hund schnüffelt links und rechts. Gemeinsam – das hast du dir irgendwie anders vorgestellt.

Eine Sache die hilft, den gemeinsamen Spaziergang endlich wieder zu genießen ist Achtsamkeit. Ja, das Wort prasselt momentan inflationär von allen Seiten auf uns ein. Es liegt scheinbar voll im Trend achtsam zu sein und auch Angebote für Hundemenschen gibt es dazu immer mehr.

Vielleicht kannst du dir darunter aber konkret gar nichts vorstellen. Im Hier und Jetzt sein. – Na wo soll ich denn sonst sein? habe ich mich am Anfang oft gefragt, wenn mir das jemand geraten hat.

Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental.

Planet Wissen

In der heutigen Gesellschaft haben wir den Bezug zur Präsenz im Jetzt verloren. Wir sind mit unseren Gedanken damit beschäftigt unsere Zukunft zu planen oder denken über etwas in der Vergangenheit nach. Kennst du es, wenn du den Spaziergang damit beginnst dich über etwas was vorher auf der Arbeit passiert ist aufzuregen. Vielleicht hast du auch eine unschöne Situation am Anfang des Spaziergangs und verbringst den Rest der Zeit damit die andere Person in Gedanken zu beschimpfen oder gehst alle Möglichkeiten durch, wie du besser hättest reagieren sollen? In all diesem Momenten bist du nicht präsent.

Achtsamkeit hat mein Leben mit Hund tiefgreifend verändert. Unsere Beziehung und unser Vertrauen hat eine andere Ebene erreicht. In diesem Blogartikel möchte ich dir zeigen, wie Achtsamkeit die Beziehung zu deinem Hund verbessern kann, welche positiven Nebeneffekte es noch hat und natürlich wie du es konkret in deinen Alltag einbaust.

Achtsamkeit, was ist das überhaupt?

Für mich bedeutet es im Hier und Jetzt zu sein und das auch mit seinen Gedanken – zu beobachten was gerade in diesem Moment passiert. Wirklich mit voller Aufmerksamkeit bei sich und seinem Hund zu sein: Was macht mein Hund gerade, wofür interessiert er sich?

Nicht bereits während des Spaziergangs mit deinem Hund den Einkauf zu planen oder darüber nachzudenken, was noch alles erledigt werden muss, sondern den Moment mit deinem Hund wirklich wahrzunehmen. Die meisten Menschen und so ging es mir am Anfang – und manchmal immer noch – sind auf dem Spaziergang mit ihrem Hund gar nicht richtig anwesend. Sie sind noch mit der Arbeit, dem Arbeitskollegen, der sie komisch angesehen hat oder anderen Gedanken beschäftigt. Dabei wollen sie eigentlich die Zeit mit ihrem Hund genießen. Keiner schafft sich schließlich einen Hund an, weil er gerne auf dem Spaziergang über die Arbeit nachdenken möchte.

Je mehr du im Hier und Jetzt bist, desto leichter wird es dir fallen auch die kleinen, alltäglichen und dennoch schönen Momente anzuerkennen und bewusst wahrzunehmen. Dadurch wirst du insgesamt zufriedener, ruhiger und weniger gestresst sein, weil du raus aus dem Gedankenkarussel kommst. Du kannst die Momente mit deinem Hund genießen und sehen wo es schon sehr gut läuft. Die kleinen alltäglichen Momente gemeinsam genießen: Wenn dein Hund dich auf dem Spaziergang anschaut. Der Spaziergang am Abend, wenn die Sonne bereits untergeht und in der Natur ein Gefühl von Ruhe herrscht. Diese Momente bewusst wahrzunehmen sorgt dafür, dass eure Verbindung stärker wird. Das wird natürlich nicht von heute auf morgen geschehen. Doch je öfter du deine Gedanken einfängst, desto leichter wird es dir fallen immer wieder zurückzukehren. Und genau darum geht es bei Achtsamkeit- zu bemerken wann deine Gedanken abschweifen und sie wieder zurück in diesem Moment zu bringen.

Wie Achtsamkeit deinen Alltag verändert

Weniger Bewertung, mehr Akzeptanz

Bei Achtsamkeit geht es aber auch darum das was gerade ist nicht zu bewerten, sondern einfach wahrzunehmen. Es ist. Nicht mehr und nicht weniger. Deine Gedanken sind abgeschweift. Das ist einfach so. Dein Hund hat in der Situation nicht so reagiert wie du es wolltest. Das hat bei dir ein Gefühl von Frust, Wut oder Genervtheit ausgelöst. Auch das ist so. Wenn du es aus der Perspektive von Achtsamkeit wahrnimmst ist es einfach. Es ist weder gut noch schlecht. Wenn du Achtsamkeit übst kommst du immer mehr in einen Zustand von Akzeptanz. Und auch wenn es paradox klingt, um einen Zustand verändern zu können braucht es immer zuerst ein Anerkennen davon, dass es gerade so ist wie es ist.

Es geht nicht darum, nichts mehr verändern zu wollen, sondern einfach anzuerkennen, was gerade ist. Dadurch bekommst du Abstand zu deinen Gedanken und Gefühlen, was dir erlaubt eine andere Perspektive einzunehmen. Lösungen zu sehen, die du vielleicht vorher noch nicht sehen konntest, weil du das was da ist nicht haben möchtest.

Ruhe und Gelassenheit

Wenn du dich und dein Verhalten weniger bewertest wirst du automatisch ruhiger und gelassener auch mit Herausforderungen umgehen können. Du setzt dich und deinen Hund weniger unter Druck, kämpfst weniger gegen dich selbst oder die Situation. Das alles führt dazu, dass du souveräner wirst und bessere Entscheidungen für dein Mensch-Hund Team triffst.

Deinen Hund besser kennenlernen

Wenn du achtsam mit deinem Hund bist, lernst du ihn wesentlich besser kennen, weil du wirklich wahrnimmst, was ihn beschäftigt. Wofür interessiert er sich auf eurem Spaziergang, woran hat er wirklich Freude? Was nimmt er eigentlich wahr, wenn er nicht weitergehen will? Wann fängt er schon an den anderen Hund zu fixieren, den er so überhaupt nicht mag? Das alles hilft dir deinen Hund besser kennen zu lernen und vielleicht frühzeitiger zu reagieren. Vielleicht schaffst du es ihn sogar dann noch zu erreichen, wenn er noch in der Lage ist dir zuzuhören. Du kannst ihn aus einer Situation noch abrufen, bevor er so im Jagdreiz versunken ist, dass er dich gar nicht mehr hören kann, etc.

Bindung und Vertrauen stärken

Wenn ihr die Zeit bewusst gemeinsam verbringt, stärkt ihr automatisch eure Bindung. Ihr lernt euch besser kennen. Außerdem baut dein Hund Vertrauen zu dir auf, wenn er merkt, das du dich auch für das interessiert, was er macht. Du bekommst mit, was ihn vielleicht verunsichert und kannst dir die fliegende Plastiktüte oder den humpelnden Menschen aus sicherem Abstand mit ihm gemeinsam ansehen. Unsere Hunde merken, wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit in diesen Momenten bei ihnen sind und schon das kann ihnen die nötige Sicherheit geben, festzustellen, dass die Plastiktüte gar nicht so gefährlich sein kann. Schließlich hat mein Mensch sie ja auch gesehen und dann kann sie ja gar nicht so schlimm sein, wenn er oder sie trotzdem ruhig bleiben kann. Wenn du die Plastiktüte aber gar nicht gesehen hast und einfach schnell weiter möchtest, weil du x,y, oder z noch erledigen musst, vielleicht noch gestresst bist, weil du es eilig hast, kann dein Hund den Reiz nicht als sicher abspeichern. Du bist ja auch gestresst. Er weiß ja nicht, dass das vielleicht gar nichts mit der Tüte zu tun hat.

Hunde sind Meister des Hier und Jetzt

Hunde sind mit ihrer Aufmerksamkeit immer im Hier und Jetzt. Wenn sie eine Maus jagen, jagen sie eine Maus. Wenn sie mit voller Freude spielen, spielen sie. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob es gerade richtig ist zu spielen oder was die anderen darüber denken. Und ob ihr Mensch ausgelastet genug ist, wenn man nur eine kleine Runde mit ihm spazieren geht.

Hunde bleiben auch nicht in belastenden Situationen stecken. Oft genug schütteln sie sich einmal und dann geht es einfach weiter. Sie hängen nicht mit ihren Gedanken in der Situation fest. Es hat wohl definitiv auch Vorteile nicht mit einem menschlichen Verstand ausgestattet zu sein ;). Da können wir uns von unseren Hunden noch was abschauen. Ich kenne auch viele Hunde, die von ihren Menschen einfordern, achtsamer zu werden. Meine Hündin bleibt zum Beispiel oft stehen und schaut mich mit einem bestimmten Blick an. Mittlerweile weiß ich, dass ich dann in meinen „Hektikmodus“ verfallen bin und sie einfach nur sagt, so kann ich dir nicht folgen. So kann ich mir nicht sicher sein, dass du gute Entscheidungen triffst.

3 Tipps wie du mehr Achtsamkeit in deinen Alltag integierst

Übe dich im Nichtbewerten

Bei Achtsamkeit geht es darum etwas wahrzunehmen, ohne es zu bewerten. Den Atem zu beobachten ist eine Standard-Übung die dir beim Thema Achtsamkeit sehr häufig begegnet. Als Beginn würde ich dir empfehlen einmal am Tag für fünf Minuten z.B. beim Zähneputzen deinen Atem zu beobachten, ohne ihn verändern zu wollen.

Oder nutze diese erste Tasse Kaffee am morgen um bewusst in diesem Moment zu sein. Wie fühlt es sich an wenn ich den Kaffee zubereite? Wie schmeckt er? Beobachte ganz bewusst und wenn du merkst, dass deine Gedanken abschweifen komm in den jetzigen Moment zurück.

Nutze den Spaziergang mit deinem Hund

Für mich ist der Spaziergang mit meinem Hund der beste Moment um Achtsamkeit zu üben. Als ich begonnen habe, habe ich meine Aufmerksamkeit immer wieder zu mir und meinem Hund zurückgeholt.

  • Was macht sie gerade?
  • Was findet sie interessant?
  • Wenn sie gerade die Nase in den Wind hält oder ihre Ohren spitzt, kann ich sehen was sie gerade wahrnimmt?

Nimm dir am Anfang am besten nur eine kurze Zeitspanne vor in der du wirklich präsent bist. Starte mit 5 Minuten. Wenn du merkst, dass deine Gedanken abgeschweift sind, komm mit der Aufmerksamkeit wieder zu dir und deinem Hund zurück. Du kannst dir auch einen kurzen Wegabschnitt vornehmen z.B. bis zu einem bestimmten Baum in dem du voll und ganz bei dir und deinem Hund bist.

Beginne bereits bevor du losgehst

Eine andere gute Übung ist bereits vor dem Spaziergang zu starten. Nimm dir einen Moment bevor du das Haus verlässt, um innezuhalten. Frage dich, wie geht es mir gerade? Wie fühle ich mich? Bin ich gestresst? Oder entspannt? Es geht nicht darum etwas verändern zu wollen, sondern darum es zu bemerken und es nicht zu bewerten.