Foto: Johanna Passon
Eine vertrauensvolle Beziehung zu unserem Hund. Das ist wohl, was wir uns alle wünschen. Gegenseitiges Vertrauen fördert nicht nur die Beziehung zu deinem Hund. Es erleichtert auch den gemeinsamen Alltag, da dein Hund mehr Vertrauen in deine Entscheidungen legt und sich in Stresssituationen eher an dir orientiert. Doch wie förderst du das Vertrauen deines Hundes in dich?
Schöne gemeinsame Zeit
Ein Faktor, der das Vertrauen beeinflusst ist sicherlich wie viel Zeit wir mit jemanden verbringen. Je mehr Zeit ich mit jemandem verbringe, desto besser kann ich denjenigen einschätzen und das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Nur gemeinsam Zeit zu verbringen reicht nach meiner Erfahrung allerdings nicht aus, wenn die noch folgenden Punkte nicht auch beachtet werden. Wenn wir mit einem anderen Menschen nur nebeneinander her leben und uns eigentlich nichts zu sagen haben, führt das nicht unbedingt dazu, dass wir demjenigen mehr Vertrauen entgegenbringen. Bei gemeinsamen Aktivitäten an denen beide Freude haben sieht das schon anders aus. Außerdem kann schöne gemeinsame Zeit, wenn beide es wirklich genießen, sowieso nie schaden.
- Was machst du mit deinem Hund am allerliebsten?
- Welche Sachen liebt dein Hund?
- Wo überschneiden sich die beiden Listen?
Vielleicht magst du dir ein oder zwei Dinge, die auf beiden Listen stehen für diese Woche noch fest einplanen.
Lerne die Bedürfnisse deines Hundes zu sehen
Für mich ist eines der wichtigsten Dinge in Beziehungen, dass ich mich gesehen fühle und ich selbst so sein kann wie ich bin. So ist es auch mit unseren Hunden. Lerne die Bedürfnisse deines Hundes zu erkennen. Natürlich ist es nicht immer und zu jedem Zeitpunkt möglich. Ungefragt hinter einem Reh herzuhechten kann ein Bedürfnis eines Jagdhundes sein. Dennoch würde ich es ihm nicht ungehindert erfüllen. Aber ein Bedürfnis eines unsicheren Hundes nach Unterstützung in Hundebegegnungen finde ich wichtig zu sehen und auch zu erfüllen. Denn wenn dein Hund weiß, dass du seine Bedürfnisse siehst und mit in deine Entscheidungen einbeziehst, wird er dir und deiner Führungskompetenz vertrauen, weil er weiß, dass du ihn berücksichtigst.
Um die Bedürfnisse deines Hundes erkennen zu können, ist seine Körpersprache ein wichtiger Faktor. Diese kannst du lernen, wenn du deinen Hund beobachtest. Wie sieht dein Hund aus, wenn er Unterstützung braucht? Wie wenn ihn eine Situation zwar fordert, aber er es gut alleine händeln kann?
Generell ist Unsicherheit und Angst durch eine nach hinten gerichtete Körpersprache gekennzeichnet. Die Ohren sind nach hinten geklappt. Die Hinterbeine sind leicht eingeknickt. Direkter Blickkontakt wird meist vermieden. Die Körpersprache von Hunden ist aber sehr komplex und ein Kontinuum. Wenn du dir dabei Unterstützung wünscht eignet sich z.B. mein Social Walk.
Wenn du dir unsicher bist, was dein Hund gerade braucht, kannst du es auch ausprobieren und dich im Anschluss fragen, ob das das war, was dein Hund sich gewünscht hat.
Triff gute Entscheidungen für dich und deinen Hund
Wenn du die Bedürfnisse deines Hundes sehen kannst, beziehe sie in deine Entscheidungen mit ein. Wenn dein Hund z.B. unsicher in Hundebegegnungen reagiert, kann es eine gute Entscheidung sein auf Abstand zu gehen und ihm Raum zu geben. Vielleicht hilft es deinem Hund aber auch, wenn du mit in die Begegnung gehst und ihn wenn es ihm zuviel wird unterstützt. Gute Entscheidungen für euer Team können aber auch sein, dass du dir an nicht so guten Tagen erlaubst nicht die Runde zu gehen, wo du mit Sicherheit viele andere Hunde triffst, sondern vielleicht eher eine kleine Runde am Feld mit Quality Time für euch beide. Es ist nämlich weder deinem Hund noch dir damit geholfen, wenn ihr am Ende des Spaziergang total gestresst nach Hause kommt, weil die Hundebegegnungen wieder eine Katastrophe waren.
Vermittle deinem Hund Sicherheit
Sicherheit ist eines der wichtigsten Bedürfnisse von Hunden, und auch von Menschen. Wenn dein Hund sich bei dir sicher fühlt, wird er dir Vertrauen entgegen bringen. Wie dir das gelingt? Zum einen natürlich, indem du gute Entscheidungen triffst. Denn eine gute Entscheidung führt in der Regel zu einem Gefühl von Sicherheit.
Es ist aber auch wichtig, dass du deinen Hund unterstützt, ihn nicht überforderst und Grenzen setzt. Wenn dein Hund andere Hunde doof findet, hast du das Recht darauf, dass andere Hundehalter diesen Wunsch respektieren. Kommuniziere das klar. Oft neigen wir dazu uns über andere Menschen aufzuregen, weil sie unsere Grenzen nicht achten. Du kannst aber von anderen Menschen nicht erwarten, dass sie dies tun, wenn du deine Grenzen nicht klar und freundlich kommuniziert hast. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das weder deinem Hund noch dir etwas bringt. Lass die Wut raus, aber weder an dir, noch deinem Hund, noch an den anderen Menschen, bitte.
Sag stattdessen schon mit genug Abstand, dass du keinen Hunde Kontakt möchtest, sofern das der Fall ist. Das gilt natürlich genauso für alle anderen Situationen und Bedürfnisse von dir und deinem Hund. Ein anderes Beispiel wäre es, wenn dein Hund nicht von anderen Menschen angefasst werden möchte. Auch wenn er es erträgt heißt das nicht, dass du es zulassen musst.
Dir fallen sicher einige Situationen ein. Wichtig ist eine klare Kommunikation mit anderen und fast noch wichtiger: Stehe zu deinen Grenzen. Wenn du deine Grenzen kommuniziert hast. Bleib dabei. Auch wenn dein Gegenüber meint: Das klären sie schon unter sich. Deine Grenze ist deine Grenze. Wenn dein Gegenüber deine Grenze auch dann nicht annimmt, ist es wichtig eine Konsequenz daraus zu ziehen. Du kannst z.B. einfach weitergehen oder wenn dein Gegenüber deinen Hund streicheln will, dich zwischen ihn und deinen Hund stellen.
Oft ist uns das unangenehm, weil wir andere Menschen nicht vor den Kopf stoßen wollen. Was mir dabei oft hilft, ist mich zu fragen, was mir wichtiger ist, das Vertrauen meines Hundes, mit dem ich zusammen lebe, oder das ich einem fremden Menschen nicht vor den Kopf stoße, den ich vielleicht nie wieder sehen werde?
Vertraue deinem Hund
Natürlich geht es nicht darum alle Situationen für deinen Hund zu lösen und zu kontrollieren. Wir wollen ja nicht zum Helikopter-Frauchen mutieren. Du kannst deinem Hund auch zutrauen, dass er Dinge selbst lösen kann. Wichtig dabei ist, ihn nicht zu überfordern, sondern zu fordern. Das geht mit dem Sehen der Bedürfnisse einher. Denn unsere Bedürfnisse oder das was wirklich gut für uns ist, ist nicht immer deckungsgleich mit dem was wir meinen zu brauchen oder dem was wir im Moment gerade wollen. Den ganzen Tag Schokolade zu essen ist vielleicht, was wir gerne wollen. Es entspricht aber wahrscheinlich nicht dem Bedürfnis unseres Körpers nach einer gesunden Ernährung. So ist es auch mit unseren Hunden. Um Selbstvertrauen zu entwickeln brauchen sie die Erfahrung mit einer fordernden und nicht überfordernden Situation gut umgehen zu können. Das wird wiederum dazu führen, dass das Vertrauen deines Hundes in dich gestärkt wird, weil er weiß, dass du in Notsituationen für ihn da bist.
Vertraue deinem Bauchgefühl
Oft wollen wir mit unseren Hunden alles richtig machen und neigen dann dazu den Stimmen im Außen mehr Glauben zu schenken als unserem Bauchgefühl. So kenne ich viele Menschen, mich selbst eingeschlossen, die sich von anderen Menschen, seien es Hundetrainer, andere Hundemenschen oder auch der Nachbar, in ihre Erziehung reinreden lassen, weil sie sich selbst nicht vertrauen und Angst haben etwas falsch zu machen. Ich ließ mir, als Leandra gerade eingezogen war und nicht alles so lief wie ich mir das vorgestellt hatte, oft von anderen Menschen reinquatschen und hörte nicht auf meine eigenen inneren Impulse. Das führte dazu, dass noch weniger funktionierte, weil ich hinter dem was ich tat selbst gar nicht richtig stand.
Natürlich macht es Sinn sich bei einem Thema bei dem man nicht weiterkommt, Hilfe von Außen zu holen. Aber es macht selbst, wenn der Impuls für deinen Hund richtig ist, keinen Sinn ihn unreflektiert zu übernehmen, wenn dein Bauchgefühl dir etwas anderes sagt. Da du damit automatisch in einem inneren Konflikt bist und dein Hund diesen sehr wahrscheinlich wahrnehmen und davon verunsichert sein wird. Wenn der Ratschlag von einem Experten kommt, sprich das unbedingt aus, auch mir gegenüber. Es ist wichtig zu schauen, was hinter deinem Gefühl steht. Vielleicht hilft dir eine genauere Erklärung oder wir finden etwas, dass besser zu dir und deinem Hund passt.
Für alle anderen, vor allem ungefragten, Meinungen und Ratschläge, kann ich dir empfehlen dich zu fragen: Hättest du diese Person selbst um Rat gefragt? Lebt sie mit ihrem Hund so, wie du es für dich selbst wünscht? Wenn das nicht der Fall ist, aus welchem Grund möchtest du ihrem Rat folgen. Warum glaubst du, dass sie besser weiß was gut für dich und deinen Hund ist als du?
Vertraust du dir selbst?
Ein weiteres spannendes Phänomen auf das ich bei der Recherche für diesen Blogartikel gestoßen bin, möchte ich dir noch als Gedankenanstoß da lassen: Wenn man bei Google nach Vertrauen oder Beziehung zum Hund sucht, schlägt es einem eine Vielzahl von Suchanfragen vor, die in die Richtung gehen, wie man weiß, dass der Hund einem vertraut und ob man das Vertrauen seines Hundes in sich testen kann. Ich verstehe den Wunsch sehr gut. Es gibt einem Sicherheit, wenn man quasi schwarz auf weiß erkennen kann, dass mein Hund mir vertraut. Wenn das Ergebnis gut ausfällt, habe ich ja alles richtig gemacht.
Doch, wenn du dich ehrlich fragst, musst du das Vertrauen deines Hundes in dich wirklich testen? Woher kommt dein Wunsch nach Sicherheit in eure Beziehung? Und ist nicht allein die Frage ob du alles richtig gemacht hast, der Beweis dafür wie wichtig dir dein Hund ist? Dass er dir vertrauen kann, weil du nur sein bestes im Sinn hast? Vielleicht magst du über diese Fragen in den nächsten Tagen einmal nachdenken. Denn, wenn ich mir selbst nicht vertraue, wie kann ich es dann von meinem Hund erwarten?